Piercings in der Gesellschaft akzeptiert oder verpönt?
Die Frage, ob Piercings mittlerweile in der Gesellschaft angekommen sind, lässt sich nicht einfach mit Ja oder Nein beantworten. Die Akzeptanz ist in den letzten Jahren sicherlich deutlich gestiegen, dennoch gibt es immer wieder Situationen, in denen sichtbare Piercings zu einem Problem werden können. Das ist gleichermaßen schade und traurig wie unfair und weit vorbei am Puls der Zeit, denn der edle Körperschmuck sagt absolut nichts über deine Fähigkeiten und Kompetenzen aus. In vielen Köpfen sind jedoch immer noch Vorurteile verankert, die längst überholt sind, dennoch sind sie da. Wie also am besten verhalten?
Pro oder Contra Piercings – die Entscheidung liegt bei dir
Grundsätzlich liegt die Entscheidung Pro oder Contra Piercings natürlich ganz bei dir. Der Schmuck ist ein Ausdruck deiner Individualität, deines Lebensstils und deines ganz persönlichen Geschmacks. Niemand hat das Recht, dir als erwachsenem Menschen vorzuschreiben, was du zu tun und zu lassen hast. Dennoch möchte man es sich ja nicht unbedingt mit Eltern, Verwandtschaft, Freunden und vor allen Dingen Arbeitgebern verscherzen. Innerhalb der eigenen Familienbande und im Freundeskreis kannst du dich vielleicht noch durchsetzen, ohne gleich enterbt und geächtet zu werden. Im Berufsleben sieht es da leider schon ein bisschen anders aus.
Für den Beruf auf Piercings verzichten?
In vielen Berufen sind Piercings heutzutage zum Glück kein Problem mehr. Ein Hoch auf die moderne Denkweise einiger Arbeitgeber. Doch bei vielen Unternehmen mit direktem Kundenkontakt, in Hotels oder auch bei diversen Fluglinien sind Piercings häufig (noch) ein Ausschlusskriterium. Mit diesem Problem schlagen sich Tätowierte übrigens ebenso herum wie Gepiercte. Warum sollte eine Flugbegleiterin mit Nasenring keinen so guten Service für die Fluggäste bieten können wie eine Kollegin ohne Nasenschmuck? Warum sollte ein Versicherungsvertreter mit Zungen- oder Lippenpiercing nicht genauso viele Abschlüsse mit Professionalität, Fachwissen und Souveränität generieren können wie ein Geschäftspartner ohne Piercings? Diese Frage ist berechtigt und lässt sich nur mit dem unterschiedlichen Erscheinungsbild erklären. Es ist eine Frage der Wahrnehmung und Wirkung – eine typisch „menschliche“ Wertung.
Wahrnehmung und Wirkung von Piercings
Menschen, die anders sind als man selbst, werden gerne beäugt und gemustert. „Warum hast du so viele Ohrringe?“ oder „Wie kannst du mit dem Piercing in der Zunge vernünftig essen?“ sind noch die harmloseren Fragen, denen sich Gepiercte stellen müssen. Nett ist auch die Frage, ob man damit durch die Kontrolle am Flughafen kommt, ohne dass der Sicherheitsalarm losgeht. Menschen mit Körperschmuck und Kunstwerken auf und in der Haut sind selbstverständlich oft genervt von den Wertungen und Vorurteilen anderer. Doch diese Denkweise lässt sich erklären, denn der Mensch ist ein Herdentier. Jeder, der nicht der Norm entspricht, muss sich erst einmal beweisen. Im Privatleben ist dies sicherlich möglich, im Geschäftsleben ist das jedoch eher die Ausnahme.
„Die Menge macht das Gift“
Wie bei vielen Dingen ist es häufig eine Frage der Menge, die die Grenze zwischen Toleranz und Intoleranz sprengt. Waren lange Zeit nur normale Ohrringe (Lobe) gesellschaftlich akzeptabel, so ist heute ein kleiner Stecker in der Ohrmuschel (Helix) keine große Überraschung mehr. Hast du aber zehn Piercings, die sich kunstvoll an deinem Ohr hochschlängeln, ergänzt mit einem Industrial-, einem Rook- und einem Tragus-Piercing, dann sieht die Welt schon anders aus. Gerade Piercings an den Ohren und im Gesicht werfen bei vielen anderen Menschen Fragen auf, doch anstatt einfach zu fragen, wird vorschnell geurteilt.
Augen auf bei der Berufswahl
Da es in vielen Berufen nach wie vor verboten ist, Piercings zu tragen, solltest du dir gut überlegen, welchen Weg du gehen möchtest. Arbeitest du in einem kreativen Beruf oder verkaufst coole Trendartikel, wirst du keine Schwierigkeiten haben, ganz gleich wie viele Piercings deinen Körper schmücken. Auffällig ist der Wandel in pflegenden Berufen. Es gibt mittlerweile viele Arzthelferinnen und Krankenpfleger, die durchaus ihren Schmuck problemlos tragen können. Gleichzeitig gibt es aber immer noch Arztpraxen, in denen Bewerber mit Piercings sofort ausgesondert werden. Dann gibt es eben auch noch die Berufe, in denen Piercings komplett untersagt sind. Auch wenn die korrekte Form der Gleichbehandlung noch nicht überall angekommen ist, so ist der Wandel in die richtige Richtung spürbar. Das lässt hoffen.
Wichtig ist, dass du dir überlegst, welcher berufliche Werdegang für dich und deine Zukunft perfekt ist. Manchmal kann es sich lohnen, auf ein Piercing zu verzichten oder einfach noch zu warten, um die Karriere zu fördern. Alternativ verlegst du deine Piercings einfach in Bereiche, die deinen Vorgesetzten verborgen bleiben. Bist du von deinen Piercings hingegen so fest überzeugt, dass du auf sie nicht verzichten kannst und willst, dann suche den Kontakt zu Unternehmen, die deinen Körperschmuck akzeptieren und du dennoch deine Fähigkeiten einbringen kannst. Denn es ist beides von großer Bedeutung – deine individuelle Lebenseinstellung und deine beruflichen Ambitionen. Du sollst dich für niemanden verbiegen, aber hier und da kann sich ein kleiner Kompromiss als sehr lohnend erweisen.
Hinter vorgehaltener Hand
Es gibt sehr viele hochgestellte Persönlichkeiten, gut verdienende Vorstandsmitglieder und angesehene Prominente der oberen Gesellschaftsschichten, die sich durchaus mit Piercings schmücken – doch diese siehst du nicht. Nach außen strahlen diese Menschen das pure, kühle und kraftvolle Business aus, doch in den Hosen funkeln kleine Prinz Alberts, Ampallangs und Apadravyas oder auch glitzernde Christinas, Fourchettes und Prinzessin Albertinas. Das ist typisch für unsere Gesellschaft – man will nach außen den Schein wahren, privat aber doch seine wahren Wünsche und Bedürfnisse befriedigen. Das ist auch vollkommen in Ordnung, solange diese Gratwanderung gewollt und nicht erzwungen ist. Vielen bereitet gerade dieses Spiel mit den Klischees sehr viel Spaß.
Piercings in der Zukunft – Hoffnung auf mehr Akzeptanz
Die Welt verändert sich ständig, alles ist in Bewegung und im Wandel. Die Liebhaber des Körperschmucks werden im Laufe der Zeit immer mehr. Für jede nachkommende Generation sind Piercings und auch Tätowierungen immer selbstverständlicher. Die Zahl derer, für die Körperschmuck jeglicher Art zum Alltag gehören, wächst mit jedem Tag. Manchmal dauern Entwicklungen halt etwas länger, um sich durch alle Schichten der Gesellschaft zu etablieren, doch der Weg ist definitiv der richtige. Also sei nicht enttäuscht, falls dich jemand wegen deiner Piercings mustert. Vielen fällt es einfach schwer, sich neuen Erkenntnissen und Modernisierungen anzupassen. Nimm es gelassen, und zeige dich so, wie du bist. Wer dich wirklich kennt, weiß um deine positiven Charaktereigenschaften und um dein einzigartiges Wesen. Du bist ein eigenständiger Mensch, du alleine weißt am besten, was für dich gut und richtig ist. Bleib dir selber treu, dann kannst du dich sowohl in deinem privaten Umfeld als auch im Berufsleben locker behaupten.