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Ohrpiercing – der beliebte Körperschmuck

Beim Ohrpiercing sprechen wir wohl über den wohl am weitesten verbreiteten und beliebtesten Körperschmuck. Denn sprechen wir vom Ohrpiercing, darf man das im Verhältnis zu den vielen modernen Varianten etwas altbacken anmutende schlichte Ohrloch nicht vergessen. Denn im Prinzip bildet das simple Ohrloch die Basis für alle Varianten des Ohrpiercings. Dieser Entwicklung soll hier etwas Rechnung getragen werden und bei der Beleuchtung des Ohrpiercings dem Ohrloch ein gewisser Platz eingeräumt werden. Die vielen Varianten des Ohrpiercings sollen dabei jedoch selbstverständlich nicht zu kurz kommen und entsprechend thematisiert werden.

Ohrloch, das klassische Ohrpiercing

Wer kennt es nicht, das klassische Ohrloch? Hierunter ist zumeist das Piercing des Ohrläppchens zu verstehen, also schon ein Ohrpiercing. Bei der klassischen Variante des Ohrpiercings denken wir bei Frauen an den Perlohrstecker oder den Ohrring im Ohrläppchen. Neben Ketten und Ringen ist dies wohl der am häufigsten getragene Schmuck bei Mädchen, beziehungsweise Frauen. Aber auch Männer nutzen dieses Ohrpiercing gerne als schmückendes Accessoire. Man spricht bei diesem Ohrpiercing auch von einem Lobe, das klassische Piercing durch das Ohrläppchen.

Das Stechen des Ohrpiercings

Bevor hier auf weitere Varianten des Ohrpiercings eingegangen wird, soll ein Blick auf die möglichen Formen des Stechens geworfen werden. Grundsätzlich kann man Ohrlöcher auf zwei verschiedene Arten stechen, nämlich mit einer Nadel oder einem Ohrlochstechsystem.

Bei modernen Ohrlochstechsystemen handelt es sich um Instrumente, in die man eine Kartusche einsetzt, welche mit einem medizinischen Ohrstecker und einem Ohrsteckerverschluss versehen ist. Mittels Muskelkraft drückt man dann den Ohrstecker sanft und schonend durch das Ohrläppchen. Bei dieser Form des Ohrpiercings verwendet man in der Regel einen 0,8 mm dünnen Stift, der am Ende spitz ist. Die Stifte bestehen aus Gold, Titan oder Chirurgenstahl und müssen gemäß einer EU-Richtlinie nickelabgabefrei sein. Das Instrument selbst kommt mit dem Ohr dabei nicht in Berührung. Bei dieser Form des Ohrpiercings wird das Ohr nur vom sterilen Ohrstecker und dem dazugehörigen Verschluss berührt. Hauptsächlich verwenden diese Form von Systemen Juweliere, Ärzte oder Kosmetikstudios.

Das Piercen eines Ohrpiercings ist eine andere Variante des Stechens. Das Loch wird dabei mit einem peripheren Venenkatheter oder einer sterilen Hohlnadel gestochen. Hier kann man dann auch wirklich von Ohrpiercing sprechen, da diese Form des Stechens für alle Varianten des Ohrpiercings geeignet ist.

Ein kurzer Blick soll auch noch auf die alte Art des Ohrpiercings geworfen werden, das Stechen mit einer Nadel. Früher hat man nämlich ein Ohrloch nach Betäubung des Ohrläppchens mit einer handelsüblichen Nadel gestochen. Gerne wurden bei dieser Art des Ohrpiercings ein Stück Apfel oder eine Kartoffel als Gegenstück hinter das Ohrläppchen gehalten. Die Sterilisation der Nadel fand meist mittels Abbrennen oder Alkohol statt. Nach heutigen Erkenntnissen kann man sich jedoch vorstellen, dass diese Art und Weise ein Ohrpiercing anzufertigen nicht wirklich geeignet ist und auch nicht wirklich steril ist.

Arten des Ohrpiercings

Neben dem oben bereits thematisierten klassischen Ohrloch im Ohrläppchen, also dem Lobe, gibt es natürlich noch viele andere Varianten des Ohrpiercings. Neben dem Lobe können als Ohrpiercing auch die Helix, das Industrial Piercing, ein Rook, Daith, Tragus, Snug, Conch oder Anti-Tragus gestochen werden.

Helix – Ohrpiercing

Bei der Helix handelt es sich um ein Ohrpiercing an der Helix, der wulstartigen Umrandung der Ohrmuschel. Die Ohrmuschel besteht hier aus Knorpelgewebe. In unseren Breitengraden trägt man das Helix-Piercing aus modischen Aspekten. Diese Form des Ohrpiercings hat jedoch in anderen Volksgruppen auch traditionelle Hintergründe. So kennt man diese traditionelle Form des Ohrpiercings in Afrika, Südostasien und Nordamerika bei den dort einheimischen Bevölkerungen.

Da das Helix-Ohrpiercing an einer Stelle gestochen wird, die aus Knorpelgewebe besteht, kann dies mitunter etwas schmerzhafter sein als an anderen Stellen. Da der Knorpel nicht durchblutet wird (der Knorpel gehört zu den bradytrophen Geweben), kann die Heilung dieses Ohrpiercings wesentlich länger dauern als andere Ohrpiercings. Drei bis sechs Monate kann die Heilung dieser Form des Ohrpiercings dauern. Verkürzen kann man diese Heilungszeit dadurch, dass man beim Helix-Ohrpiercing das sogenannte Punchen als Version des Stechens verwendet. Hier kann die Abheilzeit auf zwei bis vier Wochen verkürzt werden.

Tragus – Ohrpiercing

Als Tragus bezeichnet man den kleinen und dickeren Teil des Knorpels am Eingang des Gehörkanals in der Ohrmuschel. Dem Tragus-Ohrpiercing werden keine besonderen kulturellen Eigenschaften zugeschrieben. Dieses Ohrpiercing hat wohl rein modische Aspekte. Am häufigsten findet man beim Tragus-Ohrpiercing einen Ball Closure Ring oder einen Labret-Stecker vor. Aber auch das vertikale Oberflächenpiercing durch den Tragus kennt man. Hier sind ein Curved Barbell oder ein Surface-Bar geeignet.

Beim Durchstechen für dieses Ohrpiercing kommt in der Regel eine gerade oder gebogene Venenverweilkanüle zum Einsatz. Alternativ kann auch der besser heilende Dermal-Punch für dieses Ohrpiercing verwendet werden. Die Heilung des Tragus-Ohrpiercings kann relativ lange dauern, nämlich zwischen zwei Monaten und einem Jahr.

Conch – Ohrpiercing

Das Conch – Ohrpiercing ist ein Piercing durch die Ohrmuschel, wovon sich im Prinzip auch sein Name ableitet. Conch ist die englische Bezeichnung für eine Muschel. Shell-Piercing ist ein anderer, seltener genutzter Begriff für dieses Ohrpiercing. Dieser Version des Ohrpiercings werden auch traditionelle Bedeutungen zugeschrieben. So findet man dieses Ohrpiercing in alten Überlieferungen, beziehungsweise auf Bildern aus dem Südpazifik, dem Kongo oder Indien.

Beim Conch-Ohrpiercing unterscheidet man zwischen Inner- und Outer-Conchpiercing. Das innere Conch-Piercing befindet sich in der Mulde in der Mitte der Ohrmuschel. Das äußere Conch-Piercing lokalisiert man oberhalb dieser Mulde. Das Knorpelgewebe an dieser Stelle ist etwas dicker als bei bereits genannten Ohrpiercings in Knorpelgewebe. Deswegen verläuft die Heilung eines solchen Ohrpiercings relativ schnell. Als Schmuck für dieses Ohrpiercing werden in der Regel ein Barbell, ein Ball Closure Ring oder ein Labret-Stecker verwendet.

Rook – Ohrpiercing

Auch das Rook – Ohrpiercing befindet sich an der Ohrmuschel. Es ist senkrecht in der Antihelix, dem Knorpelsteg, zu verorten. Im Vergleich zu den bereits genannten Ohrpiercings ist das Rook-Piercing eine eher seltenere Variante. Seinen Namen verdankt dieses Ohrpiercing dem Piercer Erik „Rook“ Dakota, durch den dieses Ohrpiercing bekannt geworden sein soll. Auch bei diesem Ohrpiercing handelt es sich um ein Piercing durch Knorpelgewebe. Die Heilungszeit wird hier mit etwa drei bis vier Monaten verortet. Als Schmuck kommt bei diesem Ohrpiercing eine besondere Form des Barbell am besten zum Einsatz, der sogenannte Micro Curved Barbell. Dieses Schmuckstück übt aufgrund seiner gebogenen Form weniger Druck auf das Gewebe aus.

Industrial – Ohrpiercing

Von einem Industrial – Ohrpiercing, oder einfach auch nur kurz Industrial beziehungsweise Scaffold-Piercing genannt, spricht man, wenn ein langer Barbell durch zwei Löcher am äußeren Rand der Ohrmuschel getragen werden kann. Bei diesem Ohrpiercing wird der obere Rand der Ohrmuschel einmal auf der Seite nahe am Kopf und gegenüberliegend am unteren Rand durchstochen. Dieses Ohrpiercing ist stark von der jeweiligen Anatomie abhängig und kann daher nicht von jedem getragen werden. Die Heilungszeit beträgt bei dieser Form des Ohrpiercings zwischen sechs und zwölf Monaten, also recht lange, wenn man das Piercing sticht. Bei der bereits erwähnten Punch-Version lässt sich die Abheilzeit auf zwei bis vier Wochen verkürzen.

Daith – Ohrpiercing

Von einem Daith bei einem Ohrpiercing spricht man, wenn sich das Piercing in der waagerechten Brücke und innersten Auswölbung der Ohrmuschel befindet. Diese Form des Ohrpiercings führt man auch auf den bereits erwähnten Piercer Dakota zurück. Wie bereits bei anderen Ohrpiercings, die durch Knorpelgewebe gehen, erwähnt, ist diese Form des Ohrpiercings etwas schmerzhafter und mit einer längeren Abheildauer versehen. Auch hier lässt sich die Dauer des Abheilens durch die Punch-Variante verkürzen. Aussagen, dass dieses Ohrpiercing gegen Kopfschmerzen, beziehungsweise Migräne helfen würde, sind wohl eher in den Bereich der Legenden zu verfrachten, vielleicht noch dem Placebo-Effekt zuzuschreiben.

Snug – Ohrpiercing

Auch das Snug ist ein Ohrpiercing durch den Ohrknorpel. Zu verorten ist dieses Ohrpiercing in der inneren Knorpelauswölbung parallel zur Ohrkante. Auch dieses Ohrpiercing ist abhängig von der Anatomie eines Menschen. Ist dieser Bereich nicht genug ausgeprägt, lässt sich dieses Ohrpiercing nicht stechen. Die Bedeutung dieses Ohrpiercings ist wohl unter rein modischen Aspekten zu sehen. Ein traditioneller oder ritueller Hintergrund ist für dieses Ohrpiercing nicht bekannt. Bezüglich der Heilung spricht man bei dieser Version des Ohrpiercings von drei bis acht Monaten. Das Punchen zur Verkürzung der Abheilzeit ist bei dieser Variante des Ohrpiercings eher unüblich.

Durchmesservergrößerung des Ohrpiercings

Beim Thema Ohrpiercing darf natürlich auch ein Blick auf die geweiteten Ohrpiercings nicht fehlen. Meistens wendet man eine Durchmesservergrößerung oder auch Stretching beim gepiercten Ohrläppchen an. Aber auch andere Ohrpiercings können geweitet werden, wobei dies bei Ohrpiercings im Knorpelgewebe schwieriger ist. Dem Dehnen eines Ohrpiercings kann man getrost eine lange Tradition nachweisen. Bereits im alten Ägypten war diese Form des Schmucks verbreitet. In Asien, Afrika und Amerika ist diese Form des Ohrpiercings bei den indigenen Völkern nachgewiesen. Die Mittel, eine Dehnung hinzubekommen, sind dabei unterschiedlich. Hilfsmittel sind hierbei Dehnungsstifte, Gewichte oder auch Bondage-Tape.

Das einfache Dehnen eines Stichkanals wird in der Regel schrittweise durchgeführt. Dabei bewegt man sich bei dieser Form des Ohrpiercings im schrittweisen Millimeterbereich. Der Abstand zum Einsatz größerer Formen in das Loch beträgt dabei mehrere Wochen. Das Dermal Punching ist eine andere Variante, ein Ohrpiercing mit einem großen Loch zu erhalten. Ein Stichkanal wird dabei nicht vergrößert, sondern es wird ein großes Loch, in der Regel in der Ohrmuschel, gestanzt.

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