Piercings aller Art - kleine Materialkunde für deinen Körperschmuck
Zu den geläufigsten Materialien für Piercings gehören:
Stahl, auch Chirurgenstahl (316L)
Viele Piercings bestanden ursprünglich aus rostfreiem Chromnickelstahl. Dieser Stahl war bei Menschen ohne Neigungen zu Allergien grundsätzlich gut verträglich. Da durch den Nickelanteil aber eben auch Allergien ausgelöst werden konnten, erließ die EU im Jahr 1994 ein Verbot für diesen Werkstoff im Schmuckbereich. Piercings mit einem hohen Nickelanteil durften nicht mehr eingesetzt werden. Die Lösung: 316L. Bei dieser Variante enthält der Stahl zwar immer noch bis zu 14 % Nickel, löst aber so gut wie keine Allergien mehr aus. Woran liegt das? Beim 316L wird der Nickelanteil so im Stahl eingeschlossen, dass er nicht mehr freigesetzt werden kann und somit den neuen EU-Vorgaben entspricht. Allergien sind nahezu ausgeschlossen. Dieser Stahl, auch Chirurgenstahl genannt, wird von fast allen Menschen so gut vertragen, dass er auch in der Medizin eingesetzt wird. Piercings aus Chirurgenstahl werden auch häufig als Erstschmuck eingesetzt, besonders an den Stellen, an denen kein Piercing aus Kunststoff gesetzt werden kann oder soll. Der Stahl eignet sich sowohl zum Mattieren als auch zum Hochglanzpolieren. Lange Zeit war Chirurgenstahl 316L das geläufigste Material für Piercings - bis er vom Titan abgelöst wurde.
Titan und Titanlegierungen
Bei Piercingschmuck aus Titan kann es sich entweder um reines Titan handeln oder aber auch um eine Titanlegierung. Die exakte Bezeichnung für die Legierung lautet: Ti6AL4V ELI. Diese Bezeichnung hast du sicherlich noch an keinem Schmuckstück gesehen. Bei der Bezeichnung Titan kann es sich somit um beide Varianten handeln. Dein Piercer wird dir die Frage, ob es sich beim gewünschten Schmuck um reines Titan oder eine Legierung handelt, problemlos beantworten können. Bitte beachte, dass bei Titanlegierungen auch kleine Anteile an Aluminium und Vanadium verarbeitet sind. Diese können in seltenen Fällen Allergien auslösen.
Reines Titan ist sehr leicht, lässt sich unkompliziert verarbeiten und wird vom Körper gut vertragen, sogar so gut, dass die meisten Implantate im Bereich der Bodymodification aus Titan bestehen. Besondere Eigenschaft: Titan lässt sich durch eine Hitzebehandlung verfärben. So gibt es Piercings in den unterschiedlichsten Farben, die wunderschön glänzen - sogar in regenbogenfarben. Wenn du es wünschst, kannst du mit Titan-Piercingschmuck also raffinierte bunte Hingucker an deinen Körper zaubern. Titan ist heute das am häufigsten verwendete Material bei Piercings.
Silber
Silber gilt schon seit Jahrhunderten als edles Metall. Neben Gold ist es das geläufigste Metall im Schmuckbereich. Grundsätzlich spricht nichts gegen Piercings aus Silber, allerdings neigt dieses Material dazu, sich schwarz zu verfärben. Besonders bei frisch gestochenen Piercings solltest du besser zu einem anderen Material greifen, da das Silber auf Körperflüssigkeiten reagiert und oxidiert. Die Folge sind Verfärbungen der Haut. Für Menschen mit einer Nickelallergie ist Piercingschmuck aus Silber ebenfalls nicht geeignet. Hast du jedoch keine Allergien, und ist dein Piercing komplett ausgeheilt, spricht nichts gegen Schmuck aus Silber.
Gold
Gold ist ein besonders schönes, edles und kostbares Metall. Während in alten Kulturen bereits Piercings aus Gold eine lange Tradition haben, sind sie als moderner und trendiger Schmuck noch relativ jung. Gold steht in verschiedenen Varianten zur Verfügung, somit ist der noble Piercingschmuck auch für jeden Geldbeutel verfügbar.
Es wird zwischen folgenden Goldvarianten unterschieden:
333er Gold entspricht 8 Karat
585er Gold entspricht 14 Karat
750er Gold entspricht 18 Karat
Gold löst grundsätzlich keine Allergien aus. Da reines Gold jedoch so weich ist, dass es sich kaum zur Schmuckverarbeitung eignet, gibt es immer Beimischungen, wie z. B. Kupfer, Silber, Nickel oder Zink. Diese Metalle wiederum können durchaus Allergien auslösen. Am besten besprichst du das in Ruhe mit dem Piercer deines Vertrauens. Goldpiercings haben einen ganz eigenen und luxuriösen Charme. Falls du sowieso bevorzugt Schmuck aus Gold trägst, kannst du deine Piercings nun ebenfalls aus diesem Material wählen. Ketten und Armbänder sind dann mit deinem Körperschmuck perfekt aufeinander abgestimmt.
PTFE
PTFE (Abkürzung für Polytetrafluorethylen) ist ein Material, das sowohl in der Medizin als auch in der heimischen Küche zu finden ist. Beim PTFE handelt es sich um Teflon. Dieser Kunststoff ist besonders gut verträglich und löst keine Allergien aus. Daher wird er bei Piercings häufig als Erstschmuck eingesetzt. Das Material ist flexibel, beeinträchtigt nicht die Wundheilung und ist zudem hitzebeständig. Schmuck aus PTFE kann (unter bestimmten Voraussetzungen) auch bei medizinischen Eingriffen im Körper verbleiben. Beim CT oder MRT stört dieses Material nicht und auch auf Röntgenbildern ist PTFE völlig unproblematisch. Natürlich kann es medizinisch notwendige Eingriffe geben, die es erfordern, dass du ausnahmslos alle Piercings entfernst. Ansonsten eignet sich dieser Schmuck auch hervorragend als Platzhalter für deine metallischen Schmuckstücke. Sprich dies auf jeden Fall mit deinem behandelnden Arzt ab.
Glas
Glas ist ein schöner, jedoch relativ selten verwendeter Stoff für Piercings. Glas bricht das Licht und sorgt somit für ein attraktives Funkeln. Achte beim Kauf von Glaspiercings darauf, dass du nur hochwertige Glaskugeln aussuchst, die in einem Metallbett liegen oder ummantelt sind. So stellst du sicher, dass sie nicht splittern und dich nicht verletzen.
Plexiglas oder Acryl
Piercingschmuck auf Plexiglas oder Acryl ist weit verbreitet und eignet sich auch sehr gut für Plugs. Dennoch solltest du bei diesen Piercings einiges beachten. Obwohl sich die Oberfläche sehr angenehm glatt anfühlt, ist die Struktur anders als beim PTFE. Da sich in winzigen Poren Schmutz, Körperflüssigkeiten und andere Absonderungen sammeln können, sollten Piercings aus Plexiglas oder Acryl regelmäßig gereinigt werden. So vermeidest du Infektionen oder andere Hautirritationen. Als Erstschmuck eignen sich diese Materialen daher nicht.
Holz
Holz ist ein natürliches Material, das sich nur bedingt als Piercingschmuck infrage kommt - aber es gibt ihn! Grundsätzlich ist Holz eher als Plug zu finden, da es besonders leicht ist und immer eine gewisse Wärme ausstrahlt. Holz ist allerdings auch sehr porös. Hautabsonderungen und Körperflüssigkeiten ziehen direkt ins Material ein und können Entzündungen und Irritationen auslösen. Wenn du Piercingschmuck aus Holz tragen möchtest, solltest du dich für ein hochwertiges Hartholz entscheiden, und sowohl deinen Stichkanal als auch dein Schmuckstück regelmäßig reinigen. Um zu verhindern, dass das Holz seinen Glanz verliert, austrocknet oder spröde wird, kannst du deinen Schmuck mit Pflanzenöl behandeln.
Die Qual der Wahl
Dies ist eine Auswahl der geläufigsten Materialien für Piercingschmuck. Darüber hinaus gibt es auch Schmuckstücke aus Horn, Niob, Bernstein, Bronze, unterschiedlichste Metalllegierungen und einige andere exotische Materialien. Du hast somit die freie Wahl. Achte bei deinem Schmuck unbedingt darauf, ob er sich als Erstschmuck eignet oder ob du mit dem Einsatz besser warten solltest, bis dein Stichkanal komplett ausgeheilt ist. Zudem ist es wichtig, eventuelle Allergien zu berücksichtigen. Wenn du dir unsicher sein solltest, ob du auf bestimmte Metalle oder Stoffe allergisch reagieren könntest, kann ein Allergietest beim Haus- oder Facharzt Aufschluss geben. Auch eignet sich nicht jedes Material für jede Körperstelle. Natürlich wird dich dein Piercer diesbezüglich gerne beraten und dir Schmuckstücke aus bestimmten Materialien empfehlen. So kannst du deinen Schmuck jederzeit austauschen und deinem Style oder einfach deiner Laune entsprechend anpassen. Glänzend, matt, bunt, natürlich, dezent, auffällig - die Welt der Piercings steht dir offen.